2020: Welche Ausgaben kommen auf die GKV zu?
In den nächsten Jahren müssen die Gesetzlichen Krankenkassen mit einem massiven Ausgabenzuwachs rechnen.
03.01.2020
In den nächsten Jahren müssen die Gesetzlichen Krankenkassen mit einem massiven Ausgabenzuwachs rechnen.
Hier die wichtigsten Aspekte im Überblick:
- Der GKV-Spitzenverband hatte wegen der erwarteten Ausgaben 2020 von 258,6 Mrd. € eine Erhöhung des Zusatzbeitrags um 0,3 Punkte gewünscht. Doch im Schätzerkreis ging das Ministerium von um 1,8 Mrd. € geringeren Ausgaben aus.
- Die Einnahmen 2020 werden vom Schätzerkreis, in dem Experten aus Bundesversicherungsamt, Krankenkassen und Ministerium versammelt sind, auf 240,3 Mrd. € taxiert, inklusive des Bundeszuschusses von 14,5 Mrd. €.
- Aus Zusatzbeiträgen muss somit im günstigen Fall eine Lücke in Höhe von 16,5 Mrd. € gedeckt werden. Aus Sicht der Krankenkassen werden es eher 18,3 Mrd. € sein.
- Zum Hintergrund: Wurde in den ersten 3 Quartalen 2018 noch ein Plus von 1,86 Mrd. € erzielt, zeigte die Kassenbilanz Ende September ein Minus von 741 Mio. €. Dabei gibt es Unterschiede zwischen den einzelnen Kassenarten: So schrieben die Ersatzkassen ein Minus von 402 Mio. €. Alle Kassenarten jenseits der AOK-Familie beklagen eine strukturelle Schieflage des morbiditätsorientierten Risikostrukturausgleichs (Morbi-RSA). Das Faire Kassenwettbewerb-Gesetz (FKG), das 2019 bereits im Bundestag beraten wurde, enthält ein umfangreiches Regelungspaket, das die Karten im Kassenausgleich neu mischen könnte.
- Sicher ist, dass die Ausgaben 2020 weiter anziehen werden. 2019 betrug der Zuwachs bislang 5,37 %, was bereits deutlich mehr als im Vorjahreszeitraum (3,8 %) ist. Jeder Prozentpunkt, um den die Ausgaben GKV-weit zusätzlich steigen, entspricht 2,5 Mrd. €.
- Spahns Reformen ziehen jeweils eine große Ausgabenwelle nach sich: Nach Zahlen des AOK-Bundesverbands sind es allein 2020 rund 9,8 Mrd. €, die die vielen neuen Gesetze zusätzlich kosten, das entspricht fast 0,7 Beitragspunkten.
- Allein die Mehrausgaben durch das TSVG belaufen sich der AOK-Aufstellung zufolge auf 2,5 Mrd. €. In der gleichen Größenordnung rangieren die Zusatzausgaben durch das Digitale-Versorgung-Gesetz (DVG). Auch die Pflegegesetzgebung beschert der GKV Kostenfolgen.
- In der Summe erwartet der AOK-Bundesverband bis Ende 2022 Mehrausgaben von rund 35,5 Mrd. €.
- Noch sind die Rücklagenpolster vieler Krankenkassen mit 20,6 Mrd. € gut gefüllt. Das entspricht fast einer Monatsausgabe und damit dem Vierfachen dessen, was der Gesetzgeber vorschreibt.