Zi-Studie: Hausärzte durch Primärarztsystem weniger belastet als gedacht
Das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi) hat aktuelle Daten veröffentlicht, die zeigen: Bei einer gut durchdachten Umsetzung eines verbindlichen Primärarztsystems würde sich die Mehrbelastung für Hausarztpraxen deutlich geringer darstellen als zunächst angenommen.
30.05.2025
Das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi) hat aktuelle Daten veröffentlicht, die zeigen: Bei einer gut durchdachten Umsetzung eines verbindlichen Primärarztsystems würde sich die Mehrbelastung für Hausarztpraxen deutlich geringer darstellen als zunächst angenommen.
Kernaussagen der Analyse:
- Im besten Fall würden Hausärzte pro Tag nur 2 zusätzliche Patientenkontakte haben.
- Hochgerechnet wären das etwa 380 zusätzliche Behandlungsfälle pro Jahr und Praxis - deutlich weniger als das rechnerische Maximum von 2.000 Fällen jährlich.
- Grundlage der Berechnung: 111,8 Mio. Behandlungsfälle aus dem Jahr 2023 bei 50,6 Mio. erwachsenen GKV-Versicherten, bei denen keine Überweisung dokumentiert war.
Stufen der Belastung je nach Annahme:
- Ursprünglich wurde eine Spanne von 217 bis 1.944 Zusatzkontakten pro Jahr genannt.
- Bei Annahme, dass ein Hausarztbesuch bereits im selben Quartal stattfand, reduziert sich diese Zahl auf ca. 600 pro Jahr.
- Wenn zusätzlich angenommen wird, dass Überweisungen auch im Vorquartal ausgestellt worden sein könnten, sinkt die Zahl weiter auf 169.
- Zuzüglich 214 Fällen von Patienten, die ausschließlich Fachärzte aufsuchen, ergibt sich das rechnerische Minimum von ca. 380 zusätzlichen Kontakten jährlich.
Ausschlaggebend: Gesetzliche Ausgestaltung
- Die Höhe der tatsächlichen Zusatzbelastung hängt maßgeblich von der konkreten Ausgestaltung des Systems ab.
- Wird ein starres Quartalsprinzip beibehalten, ist die Belastung höher.
- Wenn Überweisungen auch über das Quartal hinaus gültig sind und Fachärzte auf Basis einer Erstüberweisung weitere Fachkollegen einbeziehen dürfen, sinkt der Aufwand spürbar.
Bereits heute „Primärarzt-konformes" Verhalten:
- Rund 21 Mio. gesetzlich Versicherte folgen bereits jetzt einem primärärztlichen Behandlungspfad, obwohl dieser rechtlich nicht verpflichtend ist.
- Für diese Patienten würde sich durch ein verbindliches System kaum etwas ändern.
Kommentar Zi-Vorstand:
Dr. Dominik von Stillfried, Vorstand des Zi, betont:
- Die Politik müsse die gesetzliche Regelung so gestalten, dass Hausarztpraxen nicht übermäßig belastet werden.
- Eine dauerhafte Bindung an eine Hausarztpraxis und flexiblere Überweisungsregeln könnten die Versorgung effizienter machen und den Aufwand begrenzen.
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