Eigenanteile in der Pflege könnten massiv steigen – Lauterbach fordert Reform
Ohne umfassende Änderungen in der Pflegefinanzierung könnten die Eigenanteile auf bis zu 4.000 € pro Monat ansteigen, so der Bundesgesundheitsminister.
19.08.2024
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) warnt vor einem deutlichen Anstieg der Eigenanteile in der Pflege, wenn die Finanzierung nicht grundlegend überarbeitet wird. In einem Interview mit der Funke Mediengruppe äußerte er die Befürchtung, dass die Eigenanteile in ein paar Jahren auf 4.000 € pro Monat ansteigen könnten, falls keine Reform erfolgt.
- Aktuell liegen die Eigenanteile für Pflege je nach Bundesland zwischen 2.600 € und 3.300 € pro Monat.
- Lauterbach betonte, dass viele ältere Menschen bereits jetzt Angst haben, ins Pflegeheim zu müssen, weil die Kosten für sie kaum tragbar sind.
- Er nannte die Situation „unwürdig" und wies darauf hin, dass die Pflege auf dem jetzigen Niveau nicht beibehalten werden kann, ohne zusätzliche finanzielle Mittel bereitzustellen. Nach der Sommerpause will Lauterbach entsprechende Vorschläge präsentieren.
- Auch der Sprecher des GKV-Spitzenverbands, Florian Lanz, äußerte sich kritisch zur aktuellen Situation. Seit 2017 seien die Eigenanteile der Pflegeheimbewohner im Durchschnitt um 65 % gestiegen. Lanz forderte die Bundesländer daher auf, ihrer Verpflichtung zur Finanzierung der Investitionskosten der Pflegeheime nachzukommen, was eine Entlastung von durchschnittlich 485 € pro Monat für die Heimbewohner bedeuten würde.
- Der Arbeitgeberverband Pflege unterstreicht die Dringlichkeit einer Reform und verweist auf eine Prognose des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW), wonach bis 2027 etwa 36.000 Pflegefachkräfte fehlen werden.
- Thomas Greiner, Präsident des Arbeitgeberverbands, sieht Handlungsbedarf, um mit weniger Fachpersonal mehr Pflegebedürftige zu versorgen. Ohne Reformen würden immer mehr Pflegebedürftige unversorgt bleiben.
- Greiner betonte, dass ein Systemwechsel notwendig sei, um Pflegepersonal von Bürokratie zu entlasten und den Personaleinsatz effizienter zu gestalten. Statt sich auf Formulare und Quoten zu konzentrieren, müsse die Pflegequalität am Wohl der Pflegebedürftigen gemessen werden.
- Der demografische Wandel könne nicht „wegreguliert" werden. Greiner hob hervor, dass die Pflegeversorgung der älteren Bevölkerung durch das Engagement des Pflegepersonals und die Verantwortung der Pflegeunternehmen gesichert werden müsse.
- Die Prognose des IW vom 9. August zeigt, dass in Deutschland bis 2027 etwa 728.000 Fachkräfte fehlen werden, vor allem im Verkauf, der Kinderbetreuung, der Sozialarbeit und der Pflege.